Der Stellenwert von Methadon bei der Tumorschmerztherapie ist auf Grund der pharmakologischen Wirkung an μ-Opioid-Rezeptoren, NMDA-Rezeptoren und durch die Wiederaufnahmehemmung von Serotonin und Noradrenalin unbestritten. In der Diskussion um die Substanz muss klar zwischen der schmerztherapeutischen und einer möglichen antitumorösen Wirkung unterschieden werden. D,L-Methadon ist kein Medikament ohne Nebenwirkungen! Im Vergleich zu anderen Opioidschmerzmitteln stellt es ein Opioid der zweiten Wahl dar.

Bei bestehenden Tumorschmerzen können wir den Wunsch und auch die Wahl eines Zweitlinienpräparates nach Nutzen–Nebenwirkungs-Abwägung nachvollziehen. In unserer Praxis versuchen wir, mit unseren Patienten ins Gespräch zu kommen, Ziele der weiteren Therapie zu definieren und eine gute gemeinsame, möglichst partnerschaftliche Entscheidung mit hoher Therapie- und Verständnistreue zu erhalten.

Im Kontakt mit unseren Patienten gilt es, die in der Schmerztherapie unbestritten positiven Eigenschaften der Substanz zu verstehen und zu gebrauchen; andererseits aber die Patienten vor Schäden und überzogenen Hoffnungen zu schützen. Dazu müssen wir unsere Patienten begleiten, über Änderungen der körperlichen Funktionen, wie beispielsweise die Leberfunktion informiert sein und auch Bescheid wissen, wenn neue, potentiell in der Kombination gefährliche Medikamente zur Therapie hinzukommen. Dosissteigerungen müssen sorgsam begleitet und überwacht werden, um gefährliche Überdosierungen zu vermeiden. Es bedarf eines sehr gut aufgeklärten Patienten und einer guten, ungestörten interdisziplinären Kommunikation.

Uns stellt der Hype um das D,L-Methadon vor große Herausforderungen. Sorgen und Wünsche müssen ernst genommen werden und hierfür muss insbesondere Zeit und Aufklärung investiert werden. Der Einsatz einer Substanz wie D,L-Methadon ist mit einer hohen Verantwortung verbunden. Eine Verantwortung, der wir nur in einem persönlichen Gespräch nach Beurteilung der medizinischen Sachlage auf dem Boden des Bio-Psycho-Sozialen und Spirituellen Systems nachkommen können und wollen.